Ausstellungsarchiv 2020
8. März bis 24. April 2020 | Marcel Lods und der Plan de Mayence
Marcel Lods, Gesamtübersicht mit Blick auf Mainz-Kastel, aus: Plan de Mayence
Marcel Lods und der Plan de Mayence - die Stadt als funktionelle Einheit
Die Mainzer Innenstadt wurde im Zweiten Weltkrieg stark zerstört. Bereits 1946 erarbeitete Marcel Lods, ein Wegbegleiter des großen Architekten Le Corbusier, im Auftrag der französischen Militärverwaltung ein spektakuläres Projekt zum Wiederaufbau nach modernen städtebaulichen Maximen als „Stadt der Zukunft“. Anstelle der Neustadt plante er eine funktional gegliederte Stadt im Grünen mit parallel versetzten Hochhausscheiben, Freizeitzonen und Sozialeinrichtungen.
Den Verkehr mit einem neuen Hauptbahnhof, überregional angeschlossenen Autobahnen, einem neuen Hafen sowie einem Flughafen verlagerte er auf die rechte Rheinseite. Seine radikalen Konzepte scheiterten 1948 am Widerstand der Mainzer und an bestehenden Eigentumsverhältnissen.
Seit 2016 ist das Landesmuseum Mainz im Besitz einer Plansammlung, in der die umfangreichen Voruntersuchungen und Entwürfe von Lods dokumentiert sind. Unter dem Titel „Le Plan de Mayence“ sind 65 Blätter versammelt, die in einzigartiger Weise die Genese der funktionalen Stadt von der ersten Idee bis zur Detailplanung anschaulich machen. Ergänzt durch Exponate des Stadtarchivs wird sie erstmals in den Kontext der französischen Wiederaufbaupolitik nach dem Krieg gestellt.
12. Februar bis 29. März 2020 | Vom Tod zum Leben
Urne mit Deckel und Collier © Dipl.-Des. Irene Bell, Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie der Johannes Gutenberg- Universität Mainz
Die Sonderausstellung „Vom Tod zum Leben – Bronzezeitliche Gräber aus Rheinhessen“ präsentiert Aspekte des Lebens in Rheinhessen vor ca. 3000 Jahren.
Archäologische Ausgrabungen in Ingelheim und Bad Kreuznach brachten Brand- und Körperbestattungen der Urnenfelderkultur (1300–800 v. Chr.) ans Licht. Namensgebend sind große Urnen aus Ton, die häufig den Leichenbrand und Beigefäße bergen. Grabausstattungen wie Keramikgefäße, Bronzegegenstände, Glasperlen, Gold-, Bernstein- und Muschelschmuck beleuchten Jenseitsvorstellungen, Tausch- und Handelsbeziehungen sowie handwerkliches Können in jener Zeit. Die Verzierungen auf den Keramikgefäßen verdeutlichen die Präsenz mehrerer Kulturgruppen in Rheinhessen, das bereits damals einen Treffpunkt für östliche und westliche Kultureinflüsse bildete.
Ausgewählte archäologische Befunde und Exponate werfen ein Schlaglicht auf die Besonderheiten der damals praktizierten Bestattungsformen und auf diesen spannenden Zeitabschnitt, der durch tiefgreifende soziale, ökonomische und ökologische Veränderungen gekennzeichnet ist.
Konzipiert wurde die Schau von Studierenden der Vor- und Frühgeschichtlichen Archäologie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz im Rahmen des Projektes „Kleine Fächer-Wochen“ an deutschen Hochschulen. Die „Kleine Fächer-Wochen“ sind ein Wettbewerb der Förderinitiative „Kleine Fächer – Große Potenziale“ und werden unterstützt durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung, die Hochschulrektorenkonferenz und die Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Die Ausstellung findet in Kooperation mit der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz und der Forschungsstelle Kaiserpfalz Ingelheim statt.
3. Dezember 2019 bis 8. März 2020 | Köpfe der 20er Jahre
Willi Geiger: Heinrich Mann, 1921, Radierung
1920 bis 1922 erschienen im Leipziger Verlag von Friedrich Dehne drei Mappen mit Porträts berühmter Deutscher aus Kultur und Wissenschaft. Die Künstler, die die Gesichter ihrer Zeitgenossen aufs Papier brachten, gehörten damals in den kennerschaftlichen Kreisen der Grafikliebhaber zu geschätzten Spezialisten der "Griffelkunst".
Die meisten Arbeiten steuerte Hermann Struck bei, aber auch Peter von Halm oder damals jüngere Künstler wie Hans Meid oder Ludwig Meidner waren dabei. Ivo Hauptmann, der Sohn von Gerhart Hauptmann, proträtierte u.a. seinen Vater, Ludwig Meidner den von den Expressionisten hoch geschätzten Dichter Theodor Däubler.
Porträts, die Max Slevogt, Käthe Kollwitz oder Max Liebermann zeigen, werden in der Ausstellung Selbstporträts dieser Künstler gegenüber gestellt. Alle Blätter sind handwerklich-technische Meisterwerke der Kunst der Radierung. Sie belegen die große, stilistische Bandbreite der deutschen Kunst in den Anfangsjahren der Weimarer Republik, obwohl avantgardistische Positionen kaum vertreten sind. Auch die Dargestellten sind Geistesgrößen, die meist schon im Kaiserreich zu hohem Ansehen gelangt waren, aber in der jungen Weimarer Republik nach wie vor weite Bereiche des kulturellen Lebens prägten.
20. Oktober 2019 bis 1. März 2020 | Egon Hartmann und der Wiederaufbau von Mainz
Abbildung oben: Egon Hartmann (vorne links) und sein Team, 1958 @ Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung (IRS), Erkner
Abbildung unten: Egon Hartmann, sog. Strukturplan Mainzer Altstadt, 1955 © Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung (IRS), Erkner
Legende: rot = Kultur; schwarz = Kirchen; braun = Verwaltung; orange = Geschäfte; blaugrau = Wohnhäuser
Dem kollektiven Gedächtnis der Stadt Mainz zurückgegeben
Am. 24. August 2019 jährte sich der Geburtstag Egon Hartmanns zum 100. Mal. Der 2009 verstorbene Architekt und Städteplaner, der sich selbst "Urbanist" nannte, ist nicht nur einer der wichtigen Vertreter der Nachkriegsarchitektur in Deutschland, der sowohl im Osten als auch in Westen des Landes wirkte, er ist auch für den Wiederaufbau der Stadt Mainz von zentraler Bedeutung. Hartmann war es, der zwischen 1954 und 1959 ein auf dem historischen Straßenverlauf basierendes Wiederaufbaukonzept für die im Zweiten Weltkrieg zu 80% zerstörte Mainzer Innenstadt maßgeblich entwickelte.
Die vom Landesmuseum Mainz in der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) und vom Deutschen Werkbund gemeinsam vorbereitete Sonderausstellung "Egon Hartmann und der Wiederaufbau von Mainz" nimmt den Geburtstag zum Anlass, den lange Zeit in Vergessenheit geratenen Stadtplaner einer breiteren Öffentlichkeit in Erinnerung zu rufen. Die GDKE als Denkmalfachbehörde und das Museum mit seinem kulturhistorischen Sammlungs- und Vermittlungsschwerpunkt bieten den Rahmen der Ausstellung.
Katalog
Der zugehörige Katalog, der wiederum in enger Kooperation mit dem Deutschen Werkbund entstand, stellt darüber hinaus erstmals das gesamte Oeuvre Egon Hartmanns vor.
Egon Hartmann und der Wiederaufbau von Mainz
Gebr. Mann Verlag Berlin
ISBN 978-3-7861-2842-7
Preis: 24,90 € (Museumsausgabe)
15. September 2019 bis 19. Januar | 2020 bauhaus – form und reform
Abbildung 1: Wilhelm Wagenfeld, gläserne Teetasse, Jenaer Glaswerk Schott & Gen., Jena, 1931, Sammlung Jacobi und Heinrich Löffelhardt, gläserne Teetasse, Jenaer Glaswerk Schott & Gen., Mainz, 1954, Landesmuseum Mainz, © LMMZ / Foto: Kai Pelka
Abbildung 2: Schinkel-Stuhl, ca. 1925, Sammlung Jacobi © 2018 Kai Pelka Fotografie
Abbildung 3: Baukasten, 1926, Sammlung Jacobi © 2018 Kai Pelka Fotografie
Abbildung 4: Kaffeebereiter von Gerhard Marcks, 1925, Sammlung Jacobi © 2018 Kai Pelka Fotografie
von der reformbewegung des kunstgewerbes zum wohnen mit ikonen
"Bauhaus - Form und Reform" im Landesmuseum Mainz stellt die Bauhaus-Idee anhand ausgewählter "Dinge des Alltags" nach Entwürfen von Bauhaus - Meistern und Schülern vor.
Die Bauhaus-Idee, ein immaterielles Kulturgut im Zeitalter von Massenkultur und Marktmechanismen, wird durch Objekte aus den verschiedenen Bauhauswerkstätten: Tischlerei, Metall und Töpferei präsentiert. Diese Prototypen funktionaler Gestaltung machen die Bedeutung der "guten Form" für eine werkgerechte, serielle und deshalb preiswerte Produktion "für jedermann" nachvollziehbar.
Die Ausstellung beleuchtet fünf Themenschwerpunkte. In den ersten beiden wird die Entwicklung zur Bauhaus-Idee ausgehend vom Gedankengut des Deutschen Werkbundes erläutert. Ausgesuchte Objekte nach Entwürfen von Peter Behrens, Henry van de Velde, Bruno Paul und aus den Deutschen Werkstätten Hellerau dokumentieren die Reformbewegung des Kunstgewerbes um 1900. Das Weiterwirken dieser Reformbewegung in der Bauhaus-Idee bildet das Zentrum der Ausstellung. Die Gestaltung der Alltagsgegenstände nach den Gesetzen der Funktionalität veranschaulicht die Modernität des neuen Lebens nach dem 1. Weltkrieg. Leichtigkeit, Offenheit und ein scheinbares Schweben sind der Beweis, dass dank Experimente mit neuen Materialien und Materialkombinationen aus Werkstattentwürfen Vorbilder für die industrielle Fertigung werden konnten.
"Kunst und Technik - eine neue Einheit" formulierte Walter Gropius die Bauhaus-Idee - und sie ging auf. Möbel, Lampen, Tee- und Kaffeeservice etc. Gropius, Wilhelm Wagenfeld, Marianne Brandt, Marcel Breuer und Mies van der Rohe sind der Beweis dafür. So erklärt sich auch das Fortwirken der Bauhaus-Idee durch zwölf Jahren verordnetes Einheitsdesign ab 1933 und ihr Wirken im bundesrepublikanischen Wirtschaftswunderland. Typenmöbel von Bauhaus-Schülern der folgenden Generation wurden als preiswerte Aufbauprogramme für die "junge Wohnung" (WK-S Möbel) geschaffen. Deren Bedeutung für neue Formen des gesellschaftlichen Zusammenlebens bis heute runden die Schau ab.
Alltagsdinge aus der seriellen Fertigung nach Entwürfen von Marguerite Friedlaender, Heinrich Löffelhardt, Herbert Hirche, werden Arbeiten von Charles Eames, Egon Eiermann, Alvar Aalto, Verner Panton und Arne Jacobsen gegenübergestellt. Aber auch "Ikonen zum Wohnen" im 21. Jahrhundert finden hier ihren Platz.
Rheinland-Pfälzische Privatsammlungen mit dem Schwerpunkt Bauhaus und zahlreiche Museen stellen Leihgaben zur Verfügung. Durch vergleichendes Sehen erschließen sich dem Besucher die Inhalte und die Umsetzungen der Bauhaus-Idee.
Mehr zur Ausstellung, den Objekten und dem Bauhaus in Rheinland-Pfalz:
Flyer zur Ausstellung: Download
Zur Ausstellung ist ein handlicher Katalog erschienen, der beim E.A. Seemann Henschel-Verlag Leipzig erschienen ist.
Weiteres zur Geschichte der Sitzmöbel finden Sie auch auf der Seite eines unser Leihgeber, der Löffler Collection
Der SWR hat in seiner Sendung "Bekannt im Land" dem Bauhaus in Rheinland-Pfalz nachgespürt. Den Beitrag finden Sie hier: SWR Mediathek