So charakterisierte der Gründer des früheren Museums für Moderne Keramik in Deidesheim 1969 in der „Keramischen Zeitschrift“ das in der Keramik der damaligen Zeit bereits einzigartige und unverwechselbare Werk von Beate Kuhn. Seit 1956 kannte er ihre Arbeiten, seit 1958 waren diese in seiner ständigen Ausstellung vertreten und viele an der Keramik Interessierte erhielten durch seine Empfehlungen den ersten Zugang zu ihrem Werk.
In Düsseldorf geboren und in einem musischen Elternhaus aufgewachsen – die Mutter war Pianistin, der Vater Bildhauer – begann Beate Kuhn nach einem zweijährigen Studium der Kunstgeschichte bei Kurt Bauch und Lisa Schürenberg in Freiburg im Breisgau 1949 ihre Ausbildung in der Keramik-Klasse von Erika Opitz und Hans Karl Starke an der Werkkunstschule in Wiesbaden. Auf die Gesellenprüfung folgte von 1951 bis 1953 das Studium an der Darmstädter Werkkunstschule, ihre Lehrer dort waren Friedrich Theodor Schroeder und Margarete Schott.
Auf der Suche nach neuen Gestaltungsmöglichkeiten mit den auf der Drehscheibe entwickelten Formen gab vielleicht auch eine Anregung ihres Bruders, des Architekten und Städteplaners Jochen Kuhn, es mit der "Formlogik" zu versuchen, den zündenden Hinweis.
Hierbei handelt es sich um ein in den 1920er Jahren am Bauhaus praktiziertes Gestaltungsprinzip, die Addition der Einzelform, durch das den Studierenden bereits im Vorkurs von Josef Albers das Gefühl für Proportion und Rhythmus vermittelt werden sollte.
Jahrzehnte später denkt Beate Kuhn dieses Gestaltungsprinzip weiter, setzt es mit ihrem Werkzeug, der Drehscheibe in das Medium Ton um und zeigt damit über das Bauhaus hinaus neue Wege auf.
In minutiös geplanten Arbeitsschritten werden unterschiedlich große, oft gleiche Formen zu leicht und elegant schwingenden Kompositionen zusammengefügt und dabei wird sichtbar, dass das Wesen der Wiederholung neben der Bewegung auch der Rhythmus sein kann.
Mit ihren Pionierleistungen auf dem Feld der keramischen Plastik gehen vom Oeuvre von Beate Kuhn seit Beginn ihrer selbständigen Arbeit vor Jahrzehnten Impulse aus, die in der Bildenden Kunst - auch global gesehen - äußerst anregend wirken können. Voller Esprit, kraftvoll und kreativ gab sie Denkanstöße und öffnete neue Türen.
2015 starb Beate Kuhn im Alter von 88 Jahren.