Die sieben Fürsten vom Brand
„Daz rîche siben vürsten hât
der hôchsten und der besten, an den al sîn wirde stât,
die künege im solden kiesen unt ouch dem rîchee hulde solden swern.“
Habt ihr das Gedicht von Reimer von Zwettel verstanden? Nein?
Ich auch nicht. Deshalb folgt die Übersetzung:
Das Reich hat sieben der höchsten und besten Fürsten, von denen seine gesamte Würde abhängt, die ihm Könige wählen und dem Reich auch ihre Huld schwören sollen.
Sieben einflussreiche und mächtige Fürsten haben im Mittelalter das alleinige Recht gehabt, den nächsten römisch-deutschen König zu wählen. Daher kommt der ungewöhnliche Name: kur oder kure war das mittelhochdeutsche Wort für Wahl. Der Erzbischof von Mainz, Trier und Köln haben die katholische Kirche vertreten. Außerdem gehörten der König von Böhmen, der Pfalzgraf bei Rhein, der Herzog von Sachsen und der Markgraf von Brandenburg zu den Auserwählten.
Diese Personen waren als große, in Stein gehauene Figuren an der Fassade des Alten Kaufhauses in Mainz verewigt. Das Gebäude ist schon verschwunden, die Relieffiguren sind allerdings erhalten geblieben. Die Originale findest du im Landemuseum Mainz, die bunten Kopien sind an der Rheinpromade aufgestellt.
Wenn du im Winter keine Lust auf einen Spaziergang hast, kannst du mit dieser Anleitung die Figuren als Lebkuchen-Plätzchen nachbacken.
Für die Kurfürsten-Plätzchen brauchst du die folgenden Zutaten:
- 500 g Mehl
- 115 g Puderzucker
- weniger als 1 TL Kaisernatron (oder Backsoda)
- 1 Prise Salz
- 1 TL Lebkuchengewürz
(Die Gewürzmischung unserer Familie besteht aus: Nelken, Zimt, Ingwer, Anis und Piment (alle gemahlen), Abrieb von einer Orange) - 25 g Butter
- 175-200 g Honig
- 1 Ei und 1 Eidotter
Und diese Zutaten sorgen für eine mittelalterliche Stimmung in der Dekoration:
- weißer Fondant, geeignete Alternative sind dickflüssiger Zuckerguss oder Marzipan (letzterer muss sehr gut durchgeknetet und möglichst porenfrei ausgerollt werden)
- Lebensmittelfarbe eurer Wahl: Ich habe mich für Lebensmittel-Farbstifte entschieden, damit ich sehr dünne Linien zeichnen kann.
- Die folgenden Farben werde ich benutzen: Gelb (steht für Gold auf den Wappenschildern), Rot, Grün, Blau und Schwarz
Wenn du alles vorbereitet hast, geht´s los in der Küche! Am besten fängst du mit dem Backen der Lebkuchenplätzchen an.
- Honig und Butter über einem Wasserbad rühren, bis die Zutaten zerlassen sind. Die Masse abkühlen lassen.
- Das Mehl mit Puderzucker, Kaisernatron, Salz und Lebkuchengewürz sieben und in einer Schüssel verrühren. Die gekühlte Honigmasse dazugeben und kurz verrühren.
- Erst am Ende das Ei samt Eidotter hinzufügen und den Teig gut durchkneten. Falls der zu klebrig ist, immer einen Esslöffel Mehl dazugeben und mit aller Kraft weiterkneten. Wenn du keine Kraft mehr hast, kannst du Hilfe vom Heiligen Ambrosius, dem Schutzpatron der Imker und Lebkuchenbäcker, einholen.
- Den fertigen, festen Teig auf ein Stück Folie geben, einschlagen und im Kühlschrank über Nacht ruhen lassen.
- Am nächsten Tag den Teig auf einer bemehlten Oberfläche ausrollen, in der Größe von 11 x 15 cm ausstechen und ca. 10 Minuten in dem vorgeheizten Ofen (ca. 200 Grad) backen.
Ab jetzt ist äußerste Vorsicht geboten: Wenn eine Linie gezeichnet ist, kannst du sie nicht mehr entfernen! Deshalb würde ich dir vorschlagen, die Figuren von oben nach unten auszumalen.
Dabei sollst du deine Hand mit dem Stift in der Luft halten oder eine Folie für Schutz der Fondantplatte benutzen.
Jetzt geht es nicht, wie beim Kneten, um Kraft, sondern um Konzentration und zarte Pinsel- bzw. Stiftstriche.
Und fertig ist die Figur vom Erzbischof von Mainz!
Und so geht es weiter mit den anderen Kurfürsten-Figuren. Die fast so aussehen, wie die bei uns im Museum.