© Ute Helmbold
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Heinrich IV. und V. – Die Kaiser müssen sich beugen
Im Laufe des 10. Jahrhunderts entsteht ein enges Beziehungsgeflecht zwischen dem gesalbten christlichen König und künftigen Kaiser und den höchsten kirchlichen Würdenträgern des deutsch-römischen Reichs: Die Bischöfe und Äbte waren neben ihrer Rolle in der sakralen Hierarchie zugleich Inhaber einträglicher königlicher Rechte. Im Gegenzug für die Verleihung dieser Privilegien unterstützen sie den Herrscher tatkräftig bei seiner Regierung. Diese Symbiose von Königtum und Geistlichkeit wurde unter den Saliern durch die Reformforderungen von Papst Gregor VII. (reg. 1073–1085) problematisiert, sodass im Februar 1076 die Absetzung und Exkommunikation des Königs Heinrichs IV. (reg. 1056–1105/1106) erfolgte.
Die politischen Verhältnisse im Reich hatten dem Papst Avancen gemacht. Heinrich IV. wurde wegen seines eigenartigen Regierungsstils von mehreren Herzögen angefeindet. Trotz der Wahl eines Gegenkönigs blieb Heinrich IV. bis 1105/1106 an der Spitze des Reichs, bis er den Thron seinem jüngeren Sohn Heinrich V. überlassen musste. Durch diese innenpolitischen Verschiebungen profitierten einige Städte, unter denen Speyer und Worms eine tragende Rolle in der Symbolpolitik der Salier erhielten. Heinrich V. sah sich erst nach militärischen Niederlagen und dem eindringlichen Auftritt der fürstlichen Opposition zu einer Einigung mit dem Papsttum gezwungen. Mit dem später so bezeichneten Wormser Konkordat fand der seit Jahrzehnten andauernde Kampf zwischen Kirche und Reich ein vorläufiges Ende. Längerfristig führte diese Neuverteilung der Gewichte zu einem Gegeneinander von geistlicher und weltlicher Herrschaft, das seine Wirkung bis ins Zeitalter der Reformation und sogar der Aufklärung entfaltete.
© GDKE, E. Löchner
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Vater und Sohn – Machtkampf um das Reich
Heinrich IV. – In ständigen Konflikten
Heinrich V. – Suche nach Verständigung
Heinrich V. trägt nicht nur den Namen seines Vaters, sondern tritt auch in dessen Fußstapfen – aber nicht ohne eigene Wege zu gehen. Anstelle seines rebellischen älteren Bruders zum Nachfolger ausersehen, erhebt er sich im Verbund mit einigen Fürsten und entmachtet seinen Vater. Danach brechen alte Konflikte wieder auf: mit dem Papst um die Einsetzung der Bischöfe, mit den Fürsten wegen der Ausweitung der kaiserlichen Machtbasis. Nicht militärische Konfrontation, sondern der Verhandlungsweg bringt schließlich die Lösung: Auf Initiative der Fürsten wird 1122 im Wormser Konkordat der Investiturstreit beigelegt. Drei Jahre später stirbt der kinderlose Kaiser, die Dynastie der Salier endet.
© Cambridge, The Parker Library, Corpus Christi College
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Anonyme Kaiserchronik für Heinrich V.
Bamberg, 1112–1114, Pergament
Cambridge, The Parker Library, Corpus Christi College, MS 373
Die von Heinrich V. beauftragte Kaiserchronik überliefert seinen Herrschaftsantritt in Wort und Bild. 1106 erhielt Heinrich V. vom Mainzer Erzbischof Ruthart die vom Vater Heinrich IV. erzwungenen Herrschaftsinsignien – hier als harmonische Übergabe dargestellt. Die Rahmenarchitektur könnte für den Mainzer Dom stehen.
© Cambridge, The Parker Library, Corpus Christi College
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© Cambridge, The Parker Library, Corpus Christi College
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© Cambridge, The Parker Library, Corpus Christi College
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© Cambridge, The Parker Library, Corpus Christi College
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Konfliktreiche Zeiten
Vom Thüringer Wald bis Köln, von Andernach bis Rom: fast ganz Mitteleuropa wurden von den miteinander verflochtenen Konflikten der Salier in Mitleidenschaft gezogen. Fürsten agierten auf der Seite Heinrichs IV. gegen den politisch aktiven Sohn, den späteren Heinrich V., der von zahlreichen Städten unterstützt wurde. Die (Erz-)Bischöfe und Äbte beteiligten sich nicht nur als Vertreter der Kirche und des Papstes an den Auseinandersetzungen, sondern standen als weltliche Würdenträger in Konflikt mit der eigenen Stadtbevölkerung. Die wichtigsten Züge dieses multilateralen Machtspiels sind hier zusammengefasst.
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1075
Schlacht bei Homburg an der Unstrut
Die Plünderung der Harzburg durch sächsische Bauern eint Heinrich IV. und die Fürsten. Ihnen gelingt ein großer Sieg. Einige Monate später unterwerfen sich die Anführer der sächsischen Opposition dem König.
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1076
Worms
König und Bischöfe kündigen Papst Gregor VII. den Gehorsam auf und verlangen seine Abdankung.
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1077
Canossa
Heinrich IV. weigert sich, auf die Einsetzung (Investitur) der Bischöfe zu verzichten und wird deswegen vom Papst gebannt. Durch die Buße in Canossa (Oberitalien) gelingt ihm die Wiederaufnahme in die kirchliche Gemeinschaft.
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1077
Forchheim
Die fürstliche Opposition ignoriert die Bannlösung des Königs und erhebt Herzog Rudolf von Schwaben („von Rheinfelden“) zum Gegenkönig. Es beginnt ein blutiger Bürgerkrieg.
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1080
Schlacht an der Elster
Heinrich zieht gegen den Gegenkönig Rudolf nach Sachsen. Sein Heer erleidet eine Niederlage, Rudolf stirbt jedoch an den in der Schlacht erlittenen Verletzungen.
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1084
Rom
Nach erneuter Exkommunikation (1080) lässt Heinrich IV. einen Gegenpapst erheben, der ihn und seine Frau Bertha zu Kaiser und Kaiserin krönt.
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1098
Mainz
Der Kaiser lässt seinen erstgeborenen Sohn Konrad (* 1074), der zum Papst übergelaufen ist, absetzen. Konrad hatte fast sein gesamtes Leben getrennt vom Vater in Italien verbracht, wo er 1101 stirbt.
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1105
Aufeinandertreffen bei Mainz und bei Regensburg
Zwei Mal stehen sich der Kaiser und sein rebellierender Sohn Heinrich V. mit ihren Heeren gegenüber, die Fürsten verhindern jedoch eine Entscheidungsschlacht.
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1105/1106
Ingelheim
Heinrich V. lässt seinen Vater gefangen nehmen und zwingt ihn zur Abdankung und zur Herausgabe der Reichskleinodien.
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1111/1122
Rom
Romzug Heinrichs V. mit einem großen Heer und Kaiserkrönung. Der Papst widerruft später die unter Zwang gemachten Zugeständnisse zur Bischofseinsetzung und bannt den Kaiser.
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1114
Mainz
Die feierliche Hochzeit mit Mathilde von England soll die Konflikte im Reich befrieden. Durch sein Vorgehen gegen Teile der Opposition provoziert der Kaiser jedoch weiteren Widerstand.
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1114/1115
Schlacht bei Andernach und am Welfesholz
Heinrich V. erleidet gegen die niederrheinischen und sächsischen Fürsten empfindliche Niederlagen. Seine Herrschaft beschränkt sich fortan auf Bayern, Schwaben und Italien.
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1121
Aufeinandertreffen bei Mainz
Der Kaiser und sein größter Widersacher Erzbischof Adalbert von Mainz stehen sich mit zwei Heeren gegenüber. Man einigt sich auf eine von beiden Seiten zu gleichen Teilen besetzte Kommission der Fürsten, die einen Kompromiss erarbeiten soll.
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1121
Würzburg
Die Fürsten verpflichten den Kaiser, einen Ausgleich mit dem Papst zu suchen und sichern ihm hinsichtlich der Investitur zu, die Ehre des Reichs wahren zu wollen.
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1122
Worms
Der jahrzehntelange Streit zwischen Kaiser und Papst um die Investitur wird beigelegt. Der Kaiser sichert die freie Wahl der Bischöfe und Reichsäbte zu. Er überträgt ihnen anschließend mit dem Zepter ihre weltlichen Herrschaftsrechte.
Machtkampf mit den Söhnen
Heinrich IV. lässt wie seine Vorgänger seine Söhne zu Mitkönigen erheben, um ihnen die Nachfolge zu sichern. Doch zuerst Konrad und dann Heinrich V. lehnen sich gegen den Vater auf. Konrads Herrschaft bleibt auf Teile Oberitaliens beschränkt, er stirbt einige Jahre später weitgehend bedeutungslos in Florenz. Heinrich V. dagegen gelingt es mit Unterstützung der fürstlichen Opposition, seinen Vater zu entmachten.
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Machtkampf mit dem Papst
© Città del Vaticano (2020) per concessione della Biblioteca Apostolica Vaticana, ogni diritto riservato
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Machtkampf mit den Fürsten
© Erlangen, Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg, MS 406, fol. 261r
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Aufstieg der Städte – Neue Säulen der Macht
Köln
Köln verfügt über ein bedeutendes Handels- und Kunsthandwerkszentrum, von dem herausragende Überreste erhalten sind. Die Kaufleute unternehmen 1074 erfolglos einen Aufstand gegen ihren erzbischöflichen Stadtherrn. Im Kampf zwischen Heinrich IV. und Heinrich V. ergreift die Stadt Partei für den Vater und wird zunächst erfolglos vom Sohn belagert. Die Möglichkeit zur Rache bietet sich 1114, als die Kölner die kaiserlichen Belagerer zurückschlagen und anschließend einen großen Beitrag zum Sieg ihres Erzbischofs in der Schlacht von Andernach leisten.
© Axel Thünker, DGPh
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Mainz
© Kai Pelka
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Worms
© Stefan Blume (2020)
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Speyer
© Peter Haag-Kirchner
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Das Highlight: Das Adelheidkreuz
© Gerfried Sitar
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Reichnau (?), 11. Jahrhundert; Rückseite mit Goldblech 12. Jahrhundert, Gold, Silber, Edelsteine, Halbedelsteine, Gemmen, Skarabäen
St. Paul im Lavanttal, Museum im Benediktinerstift St. Paul (A)
Das Adelheidkreuz ist das größte noch erhaltene Reliquiar des Mittelalters mit eingesetzten Kreuzpartikeln. 147 Halbedel- und Edelsteine, Perlen und 24 antike Gemmen schmücken die Vorderseite. In der Mitte des Adelheidkreuzes sind kleine Kreuzsplitter zu sehen. Die Stifterin Adelheid von Ungarn (reg. 1077–1090) schenkte die Kreuzreliquien und das Material für die Herstellung des Reliquiars an die Benediktinerabtei von St. Blasien im Südschwarzwald. Über den Entstehungsort des Kreuzes liegen zwar keine Quellen vor, er kann jedoch im nordalpinen Raum angenommen werden. Adelheid war die Tochter von Rudolf von Schwaben, der am 15. März 1077 in Forchheim zum Gegenkönig Heinrichs IV. gewählt wurde. Dieses Kreuz könnte in seinen Regierungsjahren als „Ersatz-Insignie“ gedient haben.
Digitale Kurzführung: Florine Jäger präsentiert das Adelheidkreuz
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© Gerfried Sitar