Verwunschene Uferszenen des Mittelrheintales, farbige Wolkenstudien, zahlreiche Tier- und Menschenstudien – die Skizzenbücher von Philipp Janz halten seine persönlichen Beobachtungen einer längst vergangenen Zeit in unzähligen kleinen Skizzen fest. Eines dieser kleinen Bücher, in das er diese faszinierenden Momentaufnahmen mit wenigen Strichen skizzierte, scheint der Künstler immer in der Manteltasche gehabt zu haben. Durch die Ortsbezeichnungen, wie etwa Frankfurt, Geisenheim, Bingen oder Bacharach, kann man seine Streifzüge durch die Natur und Gegend nachvollziehen. Alle Skizzen haben zahlreiche Bleistiftnotizen zu Farbangaben und der Komposition, aber etwa auch die Lichtsituation, Tageszeit oder die jeweiligen Handlungen der Dargestellten werden beschrieben.
Zu dem Künstler Philipp Janz (Mainz 5.8.1813–10.11.1885 Mainz) ist leider nicht viel überliefert: nach einer Ausbildung im Handwerk besuchte er die damals berühmten Kunstschulen in Düsseldorf und München. In seine Heimatstadt Mainz kommt er 1841 zurück und wird dort als Konservator und Restaurator an der Städtischen Gemäldegalerie, dem heutigen Landesmuseum Mainz, tätig. Hier erarbeitet er sich einen überregionalen Ruf und wird auch in anderen Städten wie Köln oder Frankfurt, wo er unter anderem beim Umzug des Städelschen Kunstinstitutes in das neue Gebäude am Museumsufer hilft, engagiert.
Privat galt seine Leidenschaft vor allem den niederländischen Gemälden aus dem 16. und 17. Jahrhundert, von welchen er auch eine kleine Sammlung zusammentrug. Einige Werke aus dieser Sammlung gelangten nach seinem Tod in den Bestand der Gemäldegalerie Mainz. Als besondere Fähigkeit eignete er sich das perfekte Kopieren dieser Werke an. Hierzu studierte er zahlreiche Gemälde im Original, so dass auch einige seiner Bleistiftskizzen diese typischen niederländischen Landschaften zeigen. Darüber hinaus sind nur wenige Gemälde, die Landschaften mit figürlicher Staffage sowie Genrebilder zeigen, von ihm überliefert.
In seinem Nachlass sind vor allem seine zahlreichen Skizzenbücher und vielen Zeichnungen erhalten geblieben. Dieser wurde 1912 erworben und wird hier erstmals in einer Auswahl präsentiert. Anlass der Ausstellung ist die Erwerbung zweier Skizzenbücher durch den Verein der Freunde des Landesmuseums Mainz.
Glasätzungen mit der hochgiftigen Flusssäure, Drucke auf Leder und Seide, Druckplatten aus Porzellan oder Speckstein – das sind die Ergebnisse zahlreicher Nächte, in welchen Max Slevogt eifrig mit druckgrafischen Techniken experimentierte. Gemeinsam mit den Künstlern Bernhard Pankok und Emil Orlik sowie seinem engen Freund Dr. Josef Grünberg, schloss sich dieser um 1920 zu der Künstlergruppe „SPOG“ zusammen, die nach ihren Anfangsbuchstaben benannt wurde.
In dieser Ausstellung wird erstmals der umfangreiche und bisher unveröffentlichte Briefwechsel zwischen Slevogt und Grünberg transkribiert, wissenschaftlich bearbeitet und in einer kommentierten Briefedition veröffentlicht. Der erste Brief wurde genau vor 100 Jahren geschrieben. Fast alle der Briefe und Postkarten, sind zudem mit aufwendigen und humorvollen Randzeichnungen von Slevogt versehen. Neben vielen privaten und politischen Ereignissen stehen in dem Austausch vor allem die druckgrafischen Experimente der beiden im Vordergrund.
Die Ausstellung arbeitet erstmals diese höchst produktive Zusammenarbeit auf, veröffentlicht die Korrespondenz und rekonstruiert die Experimente ihrer sog. „Hexenküche“. „SPOG“ ist in der bisherigen Forschungsliteratur ein absolutes Desiderat geblieben. Die Aufarbeitung dieser Forschungslücke ist nur anhand der einzigartigen Bestände der GDKE/Landesmuseum Mainz möglich. Dazu zählt unter anderem der grafische Nachlass des Künstlers oder die umfangreiche Grafiksammlung von Grünberg – mit zahlreichen persönlichen Widmungen von Slevogt –, die die enge Freundschaft der beiden einzigartig dokumentiert. Die Ausstellung und der umfassende Ausstellungskatalog präsentieren eine weitere grundlegende wissenschaftliche Bearbeitung des Oeuvres Slevogts durch das am Landesmuseum Mainz angesiedelte Max Slevogt-Forschungszentrum und zeigt damit zugleich einen bisher weitgehend unbekannten Aspekt des Künstlers.
Die SPOG–Künstler
Der aus Münster in Westfalen stammende Bernhard Pankok war seit seiner Studienzeit in München eng mit Emil Orlik befreundet. Er komplettierte SPOG. Allerdings spielte er in der kleinen Künstlergemeinschaft eher eine geringe Rolle und war nur ab und zu dabei, wenn er wegen Aufträgen für Opernausstattungen an der Berliner Staatsoper länger in Berlin verweilte. Diese waren auch der Grund, warum er zu Beginn der 1920er Jahre wieder verstärkt Kontakt zu dem Berliner Kreis rund um Emil Orlik hatte und überlegte, auch nach Berlin umzuziehen. Pankok blieb dann aber dennoch weiterhin bei seiner Familie in Stuttgart, wo er seit 1902 wohnte und arbeitete. Er war zunächst in der neugegründeten Königlichen Lehr- und Versuchswerkstätte als Professor und ab 1913 dort als Direktor tätig. Die Freundschaft zu Orlik hielt er ein Leben lang aufrecht. Die Spezialgebiete Pankoks waren die Radierung und das sehr zeitintensive Mezzotinto.
Schon vor der Gründung von SPOG war der aus Prag stammende Künstler Emil Orlik bereits ein enger Freund von Slevogt und Pankok. Der Grafiker war seit 1905 in Berlin als Leiter der Grafikklasse im Berliner Kunstgewerbemuseum ansässig. Er engagierte sich in verschiedenen Künstlervereinigungen, wie etwa der Berliner Secession, und besuchte auch regelmäßig Slevogts Stammtisch im »Romanischen Café«. Orlik war einer der zentralen Netzwerker der damaligen Berliner Künstlerszene. Als einer der ersten Künstler reiste er 1901 eigens nach Japan, um die dortige traditionelle Technik des Holzschnittes von Grund auf zu erlernen. Durch seine Studien wurde er zu einem Spezialisten für den Holzschnitt. Wie eng die Freundschaft zwischen Orlik und den anderen Beteiligten war, belegt die umfangreiche Korrespondenz. Diese zeigt etwa, dass er sich mit Grünberg auch immer wieder um Slevogts Kinder kümmerte, wenn dieser nicht in Berlin sein konnte, und berichtet von gemeinsamen Kinobesuchen oder Urlaubstagen.
Josef Grünberg war ein bedeutender Kieferorthopäde und Zahnarzt. Aber vor allem war er ein äußerst enthusiastischer Sammler von Slevogts Werken – ausdrücklich nicht den Gemälden, sondern den Druckgrafiken und zahlreichen illustrierten Büchern. Er initiierte die Künstlergemeinschaft SPOG und versorgte die anderen immer wieder mit ungewohntem Material und neuen Ideen für die Experimente. Diese fanden in seinem Zahnarztlabor, der sogenannten »Hexenküche« statt. Der aus der Urkraine stammende Grünberg war der grandiose Techniker und Tüftler der Gemeinschaft, der die Idee für die hydraulische Druckerpresse für die SPOG-Experimente entwickelte. Er wohnte von Slevogt und Orlik in Berlin nur wenige Gehminuten entfernt. Zu seinen Freunden zählten unter anderem auch der Berliner Modearzt Jan.s Plesch und der Nobelpreisträger Albert Einstein. Ein tiefer Einschnitt war ein Schlaganfall, den er im Sommer 1928 erlitt und von dessen Folgen er sich zeitlebens nicht mehr ganz erholte.
Das Mainzer Stadtbild war um 1800 einem starken Wandel unterworfen. Zum einen ging es darum, die ruinierten Gebäude der Beschießung von 1793 zu beseitigen oder wieder herzustellen. Zum anderen musste die Stadt auf die neuen Herausforderungen als Wirtschaftsstandort reagieren. 35 Zeichnungen und Aquarelle, die vor gut 200 Jahren entstanden, wurden nun für eine Präsentation aus dem Bestand der Graphischen Sammlung des Landesmuseums ausgewählt.
Die säkularisierten Kloster- und Stiftskirchen wichen innerhalb der Stadt größeren Platz- und Straßenanlagen. Auch vor den Wällen gelegene Sakralgebäude wurden auf Abriss versteigert und verschwanden so vollständig, dass ihr einstiger Standort heute oft kaum bestimmt werden kann. Bemerkenswerterweise waren es vor allem sogenannte Dilettanten, die den städtebaulichen Umbruch mit Stift und Feder festhielten und damit an untergegangene Baudenkmäler erinnern.
Allen voran: Franz Reichsgraf von Kesselstatt, dessen Ansichten der alten „Aurea Moguntia“ immer wieder nachgedruckt wurden. Er selbst veranlasste schon die Reproduktion einiger seiner in Wasserfarben ausgeführten Blätter – wir zeigen selbstverständlich die Originale. Der Wiesbadener (!) Jurist und Bibliothekar Bernhard Hundeshagen schuf zwei großformatige Ansichten des Doms und dessen Umgebung, die bis heute wichtige Aufschlüsse für Bauforschung und Denkmalpflege geben. Darüber hinaus belebt er die Domplätze mit unzähligen Figuren, die Einblick in das öffentliche Alltagsleben zu Beginn des 19. Jahrhunderts gewähren. Der spätere Arzt Johann Caspar Dillenius wagte sich bereits in seinen Jugendjahren an anspruchsvolle Architekturdarstellungen, die denen erfahrener Berufskünstler kaum nachstehen. Karl August von Klein ist der vielseitigste der hier vertretenen Amateure. Lexika führen ihn als „Komponist, Maler und Autor“. Mit seinem Panorama der Stadt vom Turm der Stephanskirche aus gewährt er den Überblick über fast die gesamte Stadt.
Ausgewählte Blätter der Berufskünstler Caspar und Georg Schneider treten in Dialog mit den Arbeiten ihrer dilettierenden Zeitgenossen.
Jahrtausende lang ist eine Schale, eine Kanne, ein Becher ein Gebrauchsgegenstand. Ist dies ausnahmsweise einmal nicht so, dann handelt es sich um ein Luxusobjekt, dem man wegen des kostbaren Materials oder der aufwendigen Verarbeitung ansieht, dass es sich um ein Schauobjekt handelt. Die alte Form wird dabei nie aufgegeben. Glasuren und Dekor werden zum wichtigen Faktor der Formfindung. Für die europäische Keramik spielen dabei außereuropäische Einflüsse z.B. aus dem islamischen und asiatischen Kulturraum eine bedeutende Rolle. Selbst der Jugendstil, der sonst mit lästigen Traditionen bricht, erhebt die Silhouette der Amphore oder der chinesischen Balustervase noch einmal zur Grundlage seiner künstlerischen Gefäße. Die 1920er und 30er Jahre sind innovativ im Entwurf und der Herstellung guten Gebrauchsgeschirrs, das z.T. bis heute produziert wird. Der Designer versteht sich auch als Künstler, jedoch überlässt er nach Erstellen des Entwurfs und vielleicht eines Prototyps die Fertigung der Industrie.
Mitte des 20 Jahrhunderts gibt es einen radikalen Schnitt, einen Bruch mit der Tradition. Nicht mehr das Töpferhandwerk und schon gar nicht das luxuriöse Porzellan der Manufakturen des 18. Jahrhunderts inspirieren junge Keramikkünstler. Der Ton wird jetzt zum Medium für den künstlerischen Ausdruck. In Deutschland spielt Jakob Wilhelm Hinder (1901–1976) dabei eine wichtige Rolle: Er macht junge Keramiker*Innen mit allen aktuellen Strömungen bekannt und ermutigt sie, ihren eigenen Weg zu gehen.
Alte handwerkliche Techniken werden hinterfragt, neue erprobt, verworfen oder perfektioniert. Vasen werden zu Objekten und diese lösen sich schließlich von jedem Funktionszwang. Während der Hochzeit der abstrakten Kunst in den 60er Jahren erreicht die „Studiokeramik“ (im Unterschied zur Manufakturware, aber auch zum traditionellen Töpferbetrieb) die Sammlerkreise, die auf Kunstmessen, der documenta, oder der Biennale von Venedig zu finden sind.
Die Protagonisten:
Die Sammlung Hinder/Reimers – seit 1993 im Besitz des Landes Rheinland-Pfalz – ist eine der bedeutendsten Sammlungen moderner Keramik in Deutschland. Sie wurde seit Anfang der 1950er Jahre unter großem persönlichem Einsatz von Jakob Wilhelm Hinder und Lotte Reimers (* 1932) aufgebaut. Während der Sammlungsbestand zu Hinders Lebzeiten vorwiegend die Keramik Westdeutschlands von 1950 bis ca. 1970 abbildete, wurde dieser durch Lotte Reimers bis zu den 1990er Jahren um beispielhafte Objekte führender europäischer Künstler erweitert.
1972 übergab Hildegard Storr-Britz ihre Sammlung dem Landesmuseum Mainz, die sie in über 30jähriger Lehrtätigkeit an der Fachschule in Höhr-Grenzhausen zusammengetragen hatte. Auch diese Studienobjekte sind absolute Einzelstücke. Eine Auswahl daraus ergänzt die aus der Landessammlung Hinder-Reimers.
Das Landesmuseum Mainz verfügt über Bestände, die die Entwicklung der Keramik vom 6. Jahrtausend v. Chr. bis in die Gegenwart für unsere Region quasi lückenlos repräsentiert. Exemplarische Stücke historischer Keramik werden der Studiokeramik an die Seite gestellt oder mit ihr konfrontiert.