Studierende der Kunsthochschule Mainz zu Gast in der Graphischen Sammlung des Landesmuseums
Wie in den meisten Museen befinden sich auch im Mainzer Landesmuseum viele Objekte die meiste Zeit im Depot. Das trifft besonders auf die Graphische Sammlung mit ihren lichtempfindlichen Beständen zu, von denen immer nur die sprichwörtliche Spitze des Eisbergs in wechselnden Sonderausstellungen der Öffentlichkeit präsentiert werden kann.
Im Rahmen eines Seminars haben Studierende der Kunsthochschule Mainz die Depoträume der Graphischen Sammlung aufgesucht und gemeinsam mit der Sammlungsleiterin versucht die dort schlummernden Schätze zu bergen. Die so gewonnenen Rechercheergebnisse haben die Studierenden im Anschluss in eigenständige Arbeiten auf Papier einfließen lassen. Die Werke, die nun im Graphikkabinett zur Ausstellung kommen, spiegeln die Auseinandersetzung einer jungen Generation von Künstler*innen im Umgang mit den teilweise 500 Jahre zuvor entstanden Beständen des Museums. Ziel war es, dass die Studierenden das Museum als ein Archiv begreifen. Wie jedes Archiv funktioniert auch das Magazin der Graphischen Sammlung nach bestimmten Ordnungskriterien, wie auch die Ausstellungsräume bestimmten Bedingungen unterliegen, die den Erhalt der Kunstwerke für die Nachwelt garantieren sollen. Mit diesen speziellen Prämissen des Musealen konfrontiert, ergaben sich für die Studierenden jeweils eigene Interessen und Fragestellungen. Die daraus hervorgegangenen Kunstwerke auf Papier spiegeln also einerseits eine Erfahrung der Studierenden im Umgang mit historischen Kunstwerken. Andererseits werden in diesen neu entstandenen Werken auch neue Fragen aufgeworfen, die eine junge Generation von Kunstschaffenden an ein Museum und seine Kurator*innen richtet. Entstanden sind in diesem Begegnungs- und (Selbst-)Befragungsprozess beinahe 20 Werke, die nun im Graphikkabinett zur Ausstellung kommen.
Ein Projekt in Kooperation mit der Kunsthochschule Mainz
Konzept und Betreuung durch:
Megan Francis Sullivan, Professorin der Klasse für Zeichnung, Kunsthochschule Mainz
Dr. Maria Aresin unter Mitarbeit von Gernot Frankhäuser und Madlon Gunia, Landesmuseum Mainz
Katrin Graalmann, Leiterin der Druckwerkstatt, Kunsthochschule Mainz
Mit Unterstützung von Viviane Schür
Callot, Della Bella, Castiglione und die Radierung im 17. Jahrhundert
Die Radierung, deren Ursprünge als Tiefdrucktechnik am Beginn des 16. Jahrhunderts liegen, entfaltet ihre volle Pracht nach einer Verfeinerung und Weiterentwicklung der Möglichkeiten ihrer Umsetzung in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Noch von berühmten Stechern wie Dürer als dem Kupferstich unterlegene Technik verworfen, erlebt die Radierung ein Jahrhundert später ihre barocke Blüte. Ihren wenngleich späten Erfolg verdankt die Radiertechnik der Freiheit der Linie. Anders als in der mühsamen Manier des Kupferstichs, bei dem die Linien mit einem Grabstichel kraftvoll in die Metallplatte getrieben werden müssen, kann die Hand die Zeichnung des Künstlers auf der mit Wachs überzogenen Radierplatte spielerisch leicht umsetzen.
Im Zentrum der Ausstellung stehen die Werke dreier Künstler, die sich in der Radiertechnik besonders hervorgetan haben: Jacques Callot (1592–1635), Erfinder einer eigenen Radiernadel und Meister des barocken „Wimmelbildes“; Stefano della Bella (1610–1664), der seine schnellen Skizzen kurzerhand direkt radiert statt sie zu zeichnen; und Giovanni Benedetto Castiglione (1609–1664), der Meister der Zick-Zack-Linie, dessen dichte Liniengeflechte den Werken seines Vorbilds Rembrandt um nichts nachstehen. Die Arbeiten dieser drei Radierer werden in der Ausstellung mit Werken ihrer Zeitgenossen und Vorgänger, von Hieronymus Hopfer über Federico Barocci bis Rembrandt, verglichen und die Radiertechnik anschaulich erläutert. Neben den umfangreichen Beständen zur barocken Druckgraphik aus der Graphischen Sammlung des Mainzer Landesmuseums wird die Schau durch eine Reihe hochrangiger Leihgaben ergänzt. Die Ausstellung „Die Freiheit der Linie“ präsentiert und unterstreicht die Bedeutung der Radiertechnik im 17. Jahrhundert und gewährt faszinierende Einblicke in die Arbeitsprozesse und Ästhetik der barocken Druckgraphik.
Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher Katalog im Deutschen Kunstverlag.
Kunst trifft Archäologie
Mit dem Ausstellungsprojekt „Kunst trifft Archäologie“ kommt es zu einer erstmaligen Kooperation des Landesmuseums Mainz mit der Kunsthochschule Mainz. Es werden eigens für diese Ausstellung produzierte Werke der Studierenden der Bildhauereiklasse von Sabine Groß gezeigt, die sich auf eine Auswahl archäologischer Exponate des Museums beziehen.
Es handelt sich dabei um verschiedene Exponate aus den vorgeschichtlichen und römischen Epochen, die aus dem Bereich des tägliches Lebens stammen, zum Teil aber auch luxuriöse Ausstattungsgegenstände darstellen oder in einem religiös-kultischem Zusammenhang zu sehen sind. Diese ausgewählten Objekte werden im fantasievollen Licht neuer künstlerischer Erzählungen erscheinen. Der Körper und seine Vergänglichkeit ist ein tragendes Motiv der Ausstellung.
Das Zusammentreffen von Archäologie und Kunst bildet damit ganz neue Blickwinkel und Dialoge zwischen den einzelnen, zum Teil viele Jahrtausende alten Exponaten und den zeitgenössischen Kunstwerken.