Steinerne Teppiche – Römische Mosaikböden aus Stadtvillen in Mainz
Eine gemeinsame Präsentation von Landesmuseum Mainz und Landesarchäologie Mainz
Im Gegensatz zu Trier und Köln mit zahlreichen Mosaikfußböden aus römischer Zeit galt Mainz lange Zeit als mosaikarm. In einem gemeinsamen Projekt zeigen Landesmuseum Mainz und Landesarchäologie Mainz nun ein neues Bild des römischen Mogontiacum. Erstmals wird der Gesamtbestand (Altbestand und Neufunde) der erhaltenen römischen Mosaike in Mainz in einer Ausstellung der Öffentlichkeit gezeigt.
Den Auftakt macht als Dauerleihgabe der Landesarchäologie Mainz das 1995 in der Badergasse in einer römischen Stadtvilla des 2. und 3. Jahrhunderts freigelegte Orpheus-Mosaik. Namengebend für das Mosaik ist die zentrale Darstellung des berühmtesten Sängers der griechischen Mythologie – Orpheus, dessen Gesang und Leierspiel nicht nur die tosenden Wellen, sondern auch die wilden Tiere besänftigte, wie auf dem Mosaik gezeigt. Orpheus ist uns auch heute noch ein Begriff als derjenige, dem es durch seine Musik beinahe gelang, seine verstorbene Gattin Eurydike aus der Unterwelt zurückzuholen.
Bei seiner Auffindung war das Orpheus-Mosaik nur noch zu etwa einem Drittel erhalten. Zu erkennen waren der Mützenzipfel und der obere Teil des für Orpheus typischen siebensaitigen Musikinstruments, die sogenannte Kithara, mit wenigen Resten eines Baumes, eines Vogels und eines Hundes in einem Mittelmedaillon. Zum Rand hin schließen verschiedene geometrische Muster sowie in einem Halbkreis eine Hirschkuh an. Durch den symmetrischen Aufbau des Mosaiks und im Vergleich mit anderen Orpheus-Darstellungen gelang es den Wissenschaftlern und Restauratoren, die Überreste dieses bisher größten Mainzer Mosaiks zur ursprünglichen Größe von 5,76 x 5,35 m zu rekonstruieren. Dabei sind weite Teile der Orpheus-Darstellung sowie Löwe, Eber und Panther an den ergänzten drei Seiten des Mosaiks moderne Schöpfungen.
Ab dem 08. Oktober 2024 werden nach erfolgter Reinigung und Festigung weitere Mosaike zu sehen sein, darunter auch das einzige andere erhaltene Mosaik mit figürlicher Darstellung in Mainz, eine bereits 1869 in der Pfandhaus-/Welschnonnengasse gefundene Pantherdarstellung. Erstmals präsentiert werden auch die Überreste einer Werkstatt aus der Bauhofstraße, die u. a. Glaswürfelchen für Mosaike herstellte. Zudem erlauben die Grabungen der letzten Jahre in der Mainzer Neustadt Aussagen zur Ausstattung römischer Villen mit Mosaikfußböden und Wandmalereien.
Die hier präsentierten Mosaikfunde, deren Lage für die Ausstellung erstmals in einem Stadtplan kartiert wurde, verändern das bisher bekannte Bild der römischen Stadt, zeigen sie doch, dass an verschiedenen Stellen Mogontiacums zivile Villen mit luxuriösen „steinernen Teppichen“ gestanden haben.